Die fünf Sprachen der Liebe und wie der Prophet sie sprach

von Julia Semiha Ruff
 
Kennst du schon die „Love Languages“ (Sprachen der Liebe)? Die Theorie von Chapman geht davon aus, dass Menschen ihre Liebe und Zuneigung auf unterschiedlichen Sprachen ausdrücken.
 
1. Lob, Anerkennung, Bestätigung
Die Form, welche einem da als erstes in den Sinn kommt, sind Worte. Komplimente, Zuneigung, Anerkennung in Form von Worten können also eine Form von Liebesbekundungen sein.
Beispiele hierfür finden wir auch in Ahadith:
Anas (möge Allah mit ihm zufrieden sein), erzählte: Einst saß (unter uns) ein Mann beim Propheten, als ein anderer Mann an ihm vorbeikam, und erster sagte: „O Gesandter Allahs, ich liebe diesen Mann!” Der Prophet (Friede sei mit ihm) fragte: „Hast du ihm das gesagt?” Er sagte: „Nein.” Der Prophet (Friede sei mit ihm) sagte: „Sag es ihm!” So ging er also zu dem Mann und sagte ihm: „Ich liebe dich um Allahs Willen.” Und der Andere erwiderte: „Möge Allah, um Dessentwillen du mich liebst, dich ebenfalls lieben.” (Überliefert bei Abu Dawud, sahih)

„Ich sah den Propheten (Friede sei mit ihm) eine Predigt halten. Hasan (sein Enkel) saß auf seinem Schoß. Er sprach die Leute an und bückte sich dann, um das Kind zu küssen und sagte: ‚Ich liebe ihn.‘“ (Muslim, Fadailu's-Sahaba, 56)

Der Prophet (Friede sei mit ihm) wurde einmal von Amr b. al-As gefragt: „O Gesandter Allahs, wen liebst du am meisten?“ Der Gesandte Allahs antwortete: „Aischa“. Amr fragte dann: „Und unter den Männern?“, Der Prophet (Friede sei mit ihm) antwortete dann: „Ihren Vater.“ (Buchari)

Es gibt noch weitere Ahadith, welche ähnliche Situationen darstellen. Der Prophet Muhammad kann als schönes Beispiel genannt werden, um die Love Languages darzustellen.
 
2. Geschenke
Nicht jedem Menschen fällt es leicht, seine Liebe in Worten auszudrücken. Das muss es auch nicht unbedingt. Die eigene Sprache, in welcher man seine Liebe zum Ausdruck bringt, wird von Chapman mit einer Fremdsprache verglichen. Wenn man hier anfangs unterschiedliche Sprachen spricht, wird man vielleicht das Gefühl haben, den anderen nicht zu verstehen oder nicht wichtig zu sein. Man kann die Sprache des Anderen aber verstehen lernen.

Was bei einem Menschen das Gefühl des „geliebt-werdens“ weckt, muss das Gefühl nicht beim anderen auch hervorrufen. Jeder Mensch versteht Liebe auf eine eigene Art und Weise. Alle Sprachen der Liebe sind dabei gleich wichtig und bieten Möglichkeiten, die eigene Liebe zu zeigen. Eine Möglichkeit könnten Geschenke sein:
Abu Huraira berichtete: Der Prophet, Friede und Segen seien auf ihm, sagte: „Beschenkt einander, so werdet ihr euch lieben.“
(al-Adab al-Mufrad 59)
 
3. Quality time
Aischa sagte, dass sie den Propheten auf einer bestimmten Reise begleitete. Zu dieser Zeit war sie noch jung und weder dick noch korpulent. Der Prophet bat die Menschen (mit welchen sie unterwegs waren), weiterzugehen und sie gingen voran. Dann sagte der Prophet zu ihr: „Komm schon, lass uns ein Wettrennen machen.“ Aischa sagte, dass sie gerannt sei und ihn weit überholt hätte. Später, als Aisha zugenommen hatte und das vorherige Rennen bereits vergessen hatte, begleitete sie den Propheten wieder auf einer Reise. Der Prophet bat die Mitreisenden erneut, voranzugehen und sie gingen weiter. Dann bat der Prophet sie erneut, ein Rennen mit ihm zu führen. Diesmal überholte der Prophet sie, und sie blieb zurück. Jetzt lachte der Prophet (Friede sei mit ihm) und sagte: „Dies ist eine Antwort auf die vorherige Niederlage.“ (Ahmad, Safwat as-Safwah)

Eine Möglichkeit, Liebe zum Ausdruck zu bringen, ist die eigene Zeit zu verschenken. Zeit, in welcher die Aufmerksamkeit dem Partner/der Partnerin gilt. Das Handy kann ruhig eine Stunde auf stumm geschaltet sein. Heutzutage scheint es manchmal so, als schaue man häufiger auf den Handybildschirm, als einander ins Gesicht. Quality Time ist auch eine Sprache der Liebe.
 
4. Hilfsbereitschaft
Manchmal sehen wir nicht, was andere Menschen für uns tun. Besonders, wenn wir mit einem Menschen zusammenleben, können wir Hilfsbereitschaft schnell als etwas Selbstverständliches erachten, was es aber nicht ist. Hilfsbereitschaft kann eine Sprache der Liebe sein. Dem anderen Erledigungen und Aufgaben abnehmen.

Al-Aswad Ibn Yazid berichtete: „Ich fragte Aischa, Allahs Wohlgefallen auf ihr: ‚Was hat der Prophet, Allahs Segen und Heil auf ihm, gewöhnlich zu Hause getan?‘ und sie erwiderte: ‚Er war gewöhnlich im Dienste seiner Familie. Wenn er aber den Gebetsruf hörte, ging er hinaus (zur Moschee)“. (Sahih al-Buchari, Kapitel 62/Hadithnr. 5363)

Den Ausdruck von Liebe findet man manchmal nicht in Worten, sondern in Taten.
 
5. Zärtlichkeit
Die fünfte Love Language ist Zärtlichkeit. Auch hierfür zwei schöne Beispiele auf dem Leben des Propheten:
Der Prophet kam nach Hause und benutzte nach dem Eintreten zuerst das Miswak (eine Art natürliche Zahnbürste aus einer Baumwurzel), damit er sie (Aisha) küssen konnte. (Erzählt von Aischa, Buchari).
Einmal saß der Prophet (Friede sei mit ihm) in einem Raum mit Aischa (möge Allah mit ihr zufrieden sein) und reparierte seine Schuhe. Es war sehr warm und Aischa blickte auf seine Stirn und bemerkte Schweißperlen. Sie wurde überwältigt von der Erhabenheit dieses Anblicks und starrte ihn so lange an, dass er es bemerkte. Er fragte: „Was gibt es?“ Sie antwortete: „Wenn Abu Bukair al-Huthali, der Dichter, dich sehen würde, wüsste er, dass dieses Gedicht für dich geschrieben worden ist.“ Der Prophet fragte: „Was sagte er?“ Sie antwortet: „Abu Bukair sagte: Wenn Du die Erhabenheit des Mondes betrachtest, funkelt sie und erleuchtet die Welt, so dass jeder sie sehen kann.“ Da stand der Prophet auf, ging zu Aischa, küsste sie zwischen die Augen und sagte: „Bei Allah, du bist wie das für mich und mehr.“ (Buchari)
 
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