Festgebet im Büro

ein Beitrag aus unserem tumblr: http://frauenbereich.tumblr.com/
 
Der Sommer letzten Jahres war einer der härtesten Fastenmonate, die ich je hatte. Der Monat war ungewöhnlich heiß. Mit voller Freude auf das Festgebet wachte ich an dem Morgen des Fests des Fastenbrechens auf. Voller Elan und Vorfreude, voller Segen und Dankbarkeit. Ich sprühte vor Energie, und wünschte mir nichts sehnlicher, als diesen wunderbaren Fastenmonat erstmals mit dem gemeinsamen Festgebet in dieser Stadt zu feiern.
Ich hatte mir viel erhofft. War es doch eine der schönsten, größten und repräsentativsten Moscheen der Stadt. Ich hatte extra vorab telefonisch nachgefragt, ob und wenn ja, wo die Frauen in der Moschee zum Festgebet Platz hätten. Mir wurde zugesichert, Frauen würden in der Moschee beten können. Auch auf dem Internetauftritt gab es keinen Hinweis darauf, dass dies nicht der Fall sein soll.te
Doch als ich am frühen Morgen bei der Moschee ankam, stockte mir der Atem. Noch nie bin ich von so vielen Brüdern (!) im Glauben, von Muslimen selbst, so verstört und genervt angestarrt worden. Noch nie kam ich mir so fehl am Platz vor, wie an diesem Festtag. Kein salam, kein bayram Mubarak. Nichts. Nur böse Blicke für die erkennbare Schwester. Und nur Platz für Männer. Enttäuscht stellte ich fest, dass kein Raum für Frauen reserviert war. Kein Platz, gar nichts. Obwohl es noch am Vorabend versichert worden war. Völlig irritiert, aber auch entschlossen, nicht umzukehren, ging ich dennoch in die Moschee. Sie war so voll, man konnte kaum ein Fuß vor den anderen setzen. Netterweise wurde ich dann in einen Nebenraum geschickt. Von dort in das Büro des Moscheeaufsehers. Unglaublich. Dort hatten sich noch andere Frauen hin verirrt. Wir verstanden uns nicht, es waren zum Teil Touristinnen, die sich das Gebet auch anders vorgestellt hatten. Wir rätselten auf Englisch über die Gebetsrichtung, über die Anzahl der Takbeer. Jede von uns kannte es aus ihrer Kultur anders. Türkin, Araberin, Deutsche Muslimin. Wir hatten nicht einmal einen Teppich. Nur ein Sofa. Es war ja auch ein Büro. Kurz vor der iqama wurde uns eine Matte im Büro ausgerollt. Immerhin. Ich war schon dankbar für diese Geste. Ich weiß nicht, ob die qibla stimmte. Die Anweisungen waren auf türkisch. Ich verstand kein Wort, den anderen ging es ähnlich. Natürlich kamen wir dann mit den takbeer durcheinander. Konnten ja nur rätseln, in unserem abgeschotteten Raum, wie die Männer beten würden. Das Gebet war dann natürlich chaotisch.
Noch nie war ich an einem Festtag so traurig. Ich konnte meine Trauer nur schwer zurückhalten. Noch nie habe ich mich in der Ummah so fremd gefühlt. Am allermeisten war ich jedoch wütend über die Bequemlichkeit de rmuslimischen Frauen selbst: Wo waren sie alle am Festtag? Wieso war es für sie selbstverständlich, diesem wichtigen gemeinsamen Gebet fern zu bleiben? Wieso hat bis heute keine Frau diesen Zustand angeprangert? Der Prophet s.a.w.s. hat alle, Männer und Frauen, Kinder und Greise, ja selbst die menstruierenden Frauen dazu aufgefordert, am Festtag in die Moscheen zu strömen! Wo waren all die Frauen? Und wieso fühlen sich die Männer wohl, wenn sie die Hälfte ihrer Ummah vom schönsten Gebet ausschlossen? Es gibt nur zwei Festgebete im Jahr. Zwei ! Das ist nicht viel. Und nicht einmal an diesen 2 Tagen im Jahr, werden wir Frauen gebührend berücksichtigt. Wieso finden unsere Männer diesen Zustand normal? Das ist nicht islamisch. Das ist sehr ausgrenzend, verstörend, traurig, das ist eine Form von Segregation, die wir als Gemeinschaft nicht dulden dürfen.
Wenn wir Toleranz einfordern, so müssen wir zuerst bei uns selbst anfangen. In unseren Moscheen.