Der schönste Tag meines Lebens - unsere islamische Trauung

ein Beitrag aus unserem tumblr http://frauenbereich.tumblr.com/

Wo auch immer sich die Gelegenheit ergibt, nutze ich sie, um von meiner Eheschließung zu berichten; deshalb, weil ich die Jahre vor meiner Hochzeit, auch nun danach sehr oft beobachte, dass der islamischen Trauung - oft in der Moschee vollzogen- wenig Beachtung geschenkt wird. Die meisten fiebern auf die standesamtliche Trauung und schließlich die mind. ein Jahr im Vorfeld organisierte Hochzeitsfeier hin. Für mich hingegen war es klar, die islamische Trauung wird der Tag sein an dem mein Mann und ich verkünden werden ein Paar zu sein und somit der erste und einzige Schritt im Hochzeitsmarathon, der für mich zählte. Da wir ein binationales Paar sind, war es mein großer Wunsch, die Rituale und Bräuche beider Seiten bestmöglich zur Geltung bringen zu lassen, also überlegte ich lange, welche Moschee und welcher Imam in Frage kommen könnten. Eine rein türkische oder rein arabische Eheschließung kam für mich deshalb nur im äußersten Notfall in Frage. Mein Mann ist aus NRW, ich aus Bayern. Die Entfernung spielte auch eine Rolle. Von der Architektur zog mich sofort die Islamische Gemeinde in Penzberg an. Eine kleine Gemeinde im tiefen Süden. Dort konnte man würdevoll heiraten, denn die Atmosphäre war allein schon auf Fotos atemberaubend. Den dortigen Imam kannte ich von einigen öffentlichen Vorträgen; ich hatte gehört, dass er mehrere Sprachen spreche. So kontaktierte ich ihn und er sagte direkt zu.Die Fotos konnten auch meine lieben Schwiegereltern sofort davon überzeugen, den langen Weg auf sich zu nehmen, um eine hoffentlich schöne Eheschließung für ihren Sohn zu erleben.

Wir bekamen mehr, als wir uns jemals erhofft hätten. Die gesamte Gemeinde hatte sich große Mühe gegeben darin, diesen Tag zu gestalten. Geschenke wurden vorbereitet für uns, u.a. eine Kalligraphie mit unseren Namen, und der Essensraum liebevoll dekoriert für das anschließende Hochzeitsessen.

Die Gemeindemitglieder, Männer und Frauen, gingen sehr selbstverständlich miteinander um; man merkte, dass man sich kennt, täglich sieht und miteinander verwachsen war. Die Trauung selbst war aber definitiv der Höhepunkt und brachte mich teilweise schon ganz schön in Nöte. Der Imam war nämlich von der ganz lockeren Sorte; mein Mann und ich, von der Menge der Leute etwas eingeschüchtert nahmen schön weit weg voneinander vor dem Imam Platz; keck und amüsiert ermutigte er meinen (noch nicht!) Ehemann, doch immer näher zu mir zu rutschten, mit den Worten „ist doch dein halal jetzt“, was dieser auch prompt grinsend in Anlauf nahm. Das fand ich erst mal ganz schön schockierend und befahl, schön Abstand zu halten und musste aber trotzdem wirklich lachen. Denn die Trauungen waren sonst von einer so erdrückenden Stimmung ertränkt und besonders als Frau war man bedacht, so wenig wie möglich zu sprechen, ja hoffentlich gar nicht aufzufallen. Mit so einer Haltung war ich doch in diesen Raum getreten! Doch dieser Imam forderte mich immer wieder geradezu heraus, meine in mir verborgene Freude hinauszutragen. Männer und Frauen saßen in einem Raum; das war auch mein Wunsch, aber sowieso ein gängig praktizierter Akt in dieser Moschee.

Wir saßen auch nicht in irgendeinem Raum, sondern dem Masjid, also dem Ort, wo die täglichen Gebete verrichtet wurden, dem Herzstück des Gebäudes also. So konnten wir unsere gesamte Familie und unsere Freunde, samt spontan dazu gekommenen Gemeindemitglieder an unserem Glück teilhaben lassen; sie in unsere Gesichter und wir in ihre sehen. Immer wieder gab es lustige Kommentare aus der Menge, alle waren einfach involviert. Der Imam erinnerte in scherzhaften Anekdoten daran, wie wichtig und auch wie schön die islamische Ehe sei. Er lobte uns dafür, dass wir uns die Gemeinde aufgrund ihrer Mehrsprachigkeit ausgesucht hatten und switchte immer wieder ganz selbstverständlich vom Deutschen ins Arabische und Türkische. Jeder fühlte sich angesprochen. Dann kamen die kleinen Highlights. Er erzählte also von der Liebe im Islam und verlangte dann tatsächlich, dass wir uns vor allen Leuten sagen sollten, dass wir uns liebten, man solle daraus kein Geheimnis machen. Mir war das höchst peinlich, da ich nun wahrlich nicht der Typ für sowas war und erneut von islamischen Trauungen in Moscheen gar nicht gewohnt war. Mein Mann lies also ein „ich liebe dich“ ins Mikrofon schallen, was mich und die Anwesenden erneut ganz schön amüsierte. Ihn, den sonst immer Seriösen, erkannte ich an dem Tag auch nicht mehr wieder. Wir hatten sichtlich Spaß. Wir machten noch ein paar Scherze über die Brautgabe und letztendlich fand unsere Eheschließung mehrsprachig statt (er wurde auf arabisch gefragt und ich auf türkisch). Wir bekamen unsere Geschenke überreicht, die gesamte Gemeinde gratulierte uns und wir aßen in gemütlicher Runde, doch auch beim Anschneiden der Torte war der Imam zu vielen Lockerungen aufgelegt.

Ich erzähle nur Auszüge aus diesem Erlebnis, doch ich werde ewig die schöne Atmosphäre in Erinnerung behalten und meinen Kindern wünschen, auf dieselbe Art und Weise heiraten zu können, mit dem Ergebnis, dass die islamische Trauung –in einer architektonisch wunderschönen Moschee- für sie definitiv das Highlight auf dem Weg ins gemeinsame Glück sein möge.